Geschichtswerkstatt                   Jakob Kindinger e.V. 

                                                                

 

 Jakob Kindinger


 Auf Initiative unseres Ehrenvorsitzenden Gerd Helbling wurde für Jakob Kindinger ein Gedenkstein aufgestellt, der an der Jakob-Kindinger-Straße beim Altenheim der Arbeiterwohlfahrt steht:

Gerd Helbling, Jakob Kindinger, Gedenkstein

Gerd Helbling am Gedenkstein für J. Kindinger. (5.05.17, Bild TG)

" Der Widerstandskämpfer Jakob Kindinger (1905 - 1986) war als Gewerkschafter und Kommunist 10 Jahre in Haft, davon 7 Jahre als KZ-Häftling in Buchenwald. Unter Einsatz seines Lebens bewahrte er Mithäftlinge vor dem Tod. Nach der Befreiung war er Gewerkschaftsvorsitzender und  Stadtverordneter in Bensheim." 


Aus einem Setzling, den Gerd Helbling aus Buchenwald mitbrachte, entwickelte sich der schöne Efeu-Bewuchs.

                            

             

 Eine kurze Zusammenfassung seines Lebenslaufs veröffentlichten verschiedene Zeitungen aus der Region am 13.10.16 : Ein mutiger Widerstandskämpfer.

Jakob Kindinger Leben Link

 Schüler der Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim haben unter Anleitung ihrer engagierten Lehrer Peter Lotz und Franz Josef Schäfer über Jakob Kindinger eine umfassende Broschüre erarbeitet, die Sie hier herunterladen können:

Arbeitsplattform.Bildung.Hessen 

 Herausgeber ist die Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl. 

Oder auch direkt zur Beschreibung der Trauerfeier für Jakob Kindinger1986:                            yumpu.com/de/document/view jakob-kindinger

                                                                                    In unserer Region lebte der Zeuge Jehovas Max Liebster (1915-2008), Ehrenbürger von Reichenbach (Lautertal), der in seinen Erinnerungen beschrieb, wie er Jakob Kindinger in Buchenwald kennen lernte und von ihm gerettet wurde.                                         Anlässlich des 40. Jahrestages der Kirchbergmorde gab es am 23. März 1985 einen Mahngang vom ehemaligen Bensheimer Amtsgerichtsgefängnis bis zum Kirchberg. Vor Ort sprach damals unter anderen der KZ-Überlebende und Mitbegründer der Frankfurter Rundschau, Emil Carlebach (1914-2001), der damals öffentlich bezeugte, dass er von  Jakob Kindinger in Buchenwald vor dem Tode gerettet worden sei.               

Auch befreite russische Kriegsgefangene bestätigten seine Hilfsbereitschaft:  

Jakob Kindinger Hilfsbereitschaft

 

                                                                                                                                    Der Grabstein erhielt einen Ehrenplatz:

Jakob Kindinger wurde auf dem Friedhof Mitte in Bensheim beerdigt. Da sich niemand fand, der die weiteren Belegungs- und Pflegekosten des Grabes übernahm, erhielt der Grabstein dort - nach einem Magistratsbeschluss - einen Ehrenplatz am Hauptverbindungsweg zwischen Heidelberger-und Friedhofsstraße.                                                                                                                                    Siehe BA vom 22.09.2020:    Gedenktafel ergänzt den Ehrenplatz

  (Bilder: Paddenberg; zum Vergrößern anklicken)                                                                                                                                                                                               Oder:  BA vom 13.02.2018:                                                                                Ehrenplatz für Grabstein von Jakob Kindinger                                        

Seit September 2016 wurde in Bensheim eine rege Debatte über das Schicksal der Grabstelle geführt. Den Stand der Debatte bis Mai 2017 geben folgende Artikel wieder:                                  Streit um Ehrengräber    (BA vom 12.04.2017)                                                                                                                                 ODER:  Kindinger-Grab vom Wildwuchs befreit     (BA vom 12.05.2017)

 

 

Hier finden Sie allgemeine Informationen zum KZ Buchenwald: 

 

Jakob Kindinger Buchenwald MDR Mediathek: Buchenwald - Heldenmythos und Lagerwirklichkeit ( 12.04. 2016 ). Jakob Kindinger in der Hocke, rechts von der Mitte

 Film auf YouTube:  Buchenwald-Heldenmythos und Lagerwirklichkeit                          Dieses Bild zeigt auch nur einen Ausschnitt und erscheint nach ca. 6 Minuten. 

                     

  Die unerzählte Geschichte der Buchenwalder Kommunisten

In dieser Neuherausgabe des Weltbestsellers „Nackt unter Wölfen“ von Bruno Apitz muss man zuerst das aufschlussreiche Nachwort der Herausgeberin Susanne Hantke (S. 515–574) lesen. Die Autorin, die Ergebnisse ihrer Dissertation hiermit vorlegt, kann in  einer philologisch wie historisch äußerst sorgfältigen Untersuchung sowohl die ursprüngliche Textfassung des Romans freilegen als auch die Kompromisse aufzeigen, zu denen Bruno Apitz sich gegenüber dem Mitteldeutschen Verlag verstanden hatte.  

Es ergibt sich ein völlig neues Bild der Motive des Autors Bruno Apitz. Deutlich wird auch die Strategie der staatlichen Steuerung  des 1958, im Jahr der  Eröffnung der Gedenkstätte Buchenwald, erschienenen Romans                                                                          Zentrales Motiv von Bruno Apitz war der Versuch einer Ehrenrettung der kommunistischen Buchenwalder Kapos, deren Dilemmata er in seiner ursprünglichen Fassung ungefiltert dargestellt hatte.  

Indem sie Funktionen im KZ-System übernahmen, konnten sie als Kapos nicht nur in einzelnen Fällen sich für Häftlinge einsetzen; ihnen war aber auch bewusst, dass sie nicht vermeiden konnten, bei furchtbaren Entscheidungen mitwirken zu müssen.  

Diese schweren inneren Konflikte und unvorstellbaren psychischen Belastungen hatte Apitz in der ersten Fassung nicht verschwiegen. Er, der selbst acht Jahre im KZ Buchenwald gefangen war, wusste, wovon er schrieb. Wahrscheinlich, so Hantke, war ihm die Ehrenrettung dieser Menschen deshalb besonders wichtig, weil zahlreiche ehemalige kommunistische Funktionshäftlinge in den 1950er Jahren durch Parteistrafen und Prozesse durch jene Partei gedemütigt wurden, für die sie vom NS-Terror verfolgt, misshandelt     und in Konzentrationslager eingesperrt worden waren. Hantke erinnert daran, dass ab 1950 „ Parteiverfahren gegen nahezu alle führenden Kommunisten aus Buchenwald eingeleitet “ (S.522) wurden.                                                                                                                                 Die SED ihrerseits hatte bei der Veröffentlichung des Buchenwald-Romans an der Darstellung dieser Dilemmata, d.h. an der Thematisierung der inneren Konfliktlage und der dadurch sichtbaren existenziellen Schwierigkeiten und Ambivalenzen, in denen die Kapos bei ihren Bemühungen zu helfen standen, kein Interesse. Sie sorgte für die dann            veröffentlichte Glättung des Romans, sodass ein unwirkliches Epos parteikommunistischer Heldentaten entstand.  
Nicht nur das historisch äußerst informative Nachwort, auch die editorische Notiz der beiden Herausgeberinnen (S. 575–579) sollte man studieren, bevor man dann an den sorgfältig neu rekonstruierten Text selbst geht. Es ergeben sich übrigens weitere
neue Sichtweisen, z.B. auf die „führende Rolle“ der KPD, auf die so genannte Selbstbefreiung des Lagers oder auf die Realitäten im Kleinen Lager bei dieser  
text- und quellenkritisch hervorragend gelungenen Entmythologisierung.

Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen.                    Roman.                                                                                                            Erweiterte Neuausgabe auf der Grundlage der Erstausgabe von 1958. Herausgegeben von Susanne Hantke und Angela Drescher. Mit einem Nachwort von Susanne Hantke. Berlin: Aufbau Verlag, 2012.

Dietfrid Krause-Vilmar

Quelle: Informationen Nr. 76 Studienkreis Deutscher Widerstand  Buchbesprechung


 Film auf YouTube: Die Kinder von Buchenwald      Film von Ute Gebhardt (MDR)