Kaplan Albert Münch
Als allzu viele Menschen sich bereitwillig den Nationalsozialisten anschlossen und zu Wegbereitern einer menschenverachtenden Diktatur und einem Eroberungskrieg wurden, gab es auch Beispiele für mutige Menschen, die sich dem Regime entgegenstellten und Zivilcourage zeigten. Einer von ihnen war Kaplan Münch (1905 -1980), einem Klassenkameraden von Alfred Delp in der Dieburger Zeit. Im neuen Baugebiet Eulergelände wird ein Platz nach ihm benannt werden.
Von Februar 1932 bis zu seiner Zwangsversetzung im August 1933 wirkte er auf der Grundlage seines katholischen Glaubens in Bensheim gegen die Nationalsozialisten. Seine Jugendarbeit machte der Hitlerjugend Konkurrenz und seine Predigten waren den örtlichen Parteigenossen ein Dorn im Auge, wie auch der Zeitzeuge Josef Löffler berichten konnte.
Die Anteilnahme von zahlreichen Bensheimern anlässlich seiner Vertreibung 1933 zeigte, dass offensichtlich sehr viele Menschen mit dieser Entscheidung nicht einverstanden waren.
" Am 20. August um 24 Uhr sollte Abbé Münch die Stadt verlassen. Doch er ging nicht einsam oder mit gesenktem Haupt. Die Bensheimer bereiteten ihm einen ehrenvollen und denkwürdigen Abschied. Der Platz vor der Kirche, der Marktplatz und die Straßen Richtung Lorsch waren voller Menschen, die dem jungen Kaplan zujubelten. Kurz vor Mitternacht wurde er auf den Schultern einiger starker Männer über die Stadtgrenze getragen. Die Nazis schäumten vor Wut, denn natürlich verstanden sie, dass diese Demonstration eindeutig gegen sie gerichtet war. Kurz nach dem Weggang von Albert Münch wurde die weitere Tätigkeit katholischer Jugendgruppen in Bensheim verboten." cim/BA 15.08. 2008
Die drohende Reaktion von NSDAP-Kreisleiter Fischer im BA vom 22.08. 1933 sprach Bände: " ...Ein vorwiegend aus Frauen, Jungfrauen und der uniformierten kath. Jugend bestehendes Massenaufgebot - unter denen man auch verschiedene hiesige Beamte bemerkte - scheute sich nicht, in würdeloser Weise dem politischen Volksverhetzer histerisch anmutende Abschiedsovationen darzubringen. Die Straßen der Stadt waren von den aufgebotenen Anhängern dieses jungen Herrn, der sein geistliches Amt vielfach gröblichst missbraucht hat, zeitweilig schwarz von Menschen... Auf den Schultern ließ sich der Herr Kaplan, gleich einem Volkshelden des Mittelalters von der fanatisierten Menge herumtragen. Der Kraftwagen des Juden End, der mit seiner ganzen Familie als lästiger Ausländer bereits ausgewiesen war..., war ebenfalls aufgeboten, um nach Beendigung der `Huldigungen` den gefeierten Liebling nach Alzey in seinen neuen Wirkungskreis zu expedieren..."
Es war der jüdische Bensheimer Bürger Wilhelm Wolf End, der den bedrängten katholischen Kaplan Albert Münch mit seinem Lieferwagen nach Alzey brachte. Fünf Jahre später wurde Wolf End 1938 zunächst nach Buchenwald gebracht und von dort aus weiter deportiert und ermordet.
Über die Stationen Alzey, Offenbach und Mainz konnte Albert Münch sich nach Rom retten. Fritz Kilthau schreibt im "Antifaschistischen Wegweiser Bensheim" (S. 7): " Nach mehrmaligen Verhaftungen und nach einer Verurteilung wegen antinationalsozialistischer Äußerungen zu vier Monaten Gefängnis auf Bewährung durch das Sondergericht in Darmstadt wurde Kaplan Münch im Februar 1940 ausgewiesen. Er ging nach Italien und arbeitete dort in einem Antinazi-Komitee; so wurde u.a. ein desertierter deutscher Soldat von Kaplan Münch mit falschen Papieren versorgt und bis zur Befreiung an verschiedenen Orten versteckt. "
Siehe auch Dokumentation erschienen
Das Buch "Dr. Albert (Abbe´) Münch - ein mutiger Priester in schwieriger Zeit" ist auch im Kundenforum des BA in der Rodensteinstr. 6 in 64625 Bensheim erhältlich. Herausgeber ist die Kolpingsfamilie Bensheim (2012); Autor: Manfred Forell
Einen zusammenfassenden Lebenslauf mit Dokumenten haben wir schon 1993 ( Neuauf- lage 1997 ) veröffentlicht. Siehe Ergänzungen 1