Geschichtswerkstatt                   Jakob Kindinger e.V. 

                                                                

 

  Joseph Stoll

 „Dieser  größten  Köpenickiade  der  Weltgeschichte  bin   eben auch ich unterlegen "                                                             ( J.S. an die Entnazifizierungsspruchkammer, Neitzel S. 36 )  

Da die Nationalsozialisten auch den Begriff " Heimat " für ihre Zwecke missbrauchten, gab es im damaligen Deutschen Reich eine Reihe von Heimatforschern oder -dichtern, die sich gerne, manchmal auch begeistert auf die Seite der Nazis schlugen bzw. vereinnahmen ließen.  Dazu gehörte auch der Bensheimer Joseph Stoll.  

Antijüdische Demonstration 1933

BA vom 31.3. 1933

Der Rektor der Berufsschule und Heimatdichter und -forscher Joseph Stoll rief in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ortsgewerbevereins  bereits 1933 zu einer Protestkundgebung gegen die sogenannte " Greuelpropaganda des internationalen Weltjudentums im Ausland " auf.  Diese Kundgebung fand am 1. April 1933 auf dem Bensheimer Marktplatz statt.

In einem von der Stadt Bensheim in Auftrag gegebenen Gutachten schreibt Professor Neitzel auf S. 34 in seinem Fazit :        

                       

" Umso aktiver brachte sich Stoll seit März 1933 ein. Es genügt, sich die Eckdaten seines politischen Werdegangs zu vergegenwärtigen (vgl. Kap. III.1.b): Am 21.3. hielt er seine erste politische  Rede, und am selben Tag marschierte die Bürgerwehr erstmals mit den  Parteiformationen auf. Kurz darauf, am 24.3., veröffentlichte er ein Gedicht zur Machtergreifung und am 27.3. machte er den Gewerbeverein mit den NS-Zielsetzungen bekannt. Am 31. März gehörte er zu den Mitunterzeichnern eines Aufrufes zu den ersten Judenboykotten nach der NS-Machtübernahme, und am 1.4. wurde er Parteimitglied.   Seine zweite Programmrede hielt er am 22. April auf einer NSDAP-Veranstaltung. Zwei Tage später, am 24. April, wirkte er an der inszenierten Absetzung des  amtierenden Bürgermeisters mit und wurde zum 2. Beigeordneten erklärt. 

Damit hat Stoll an der Konsolidierung des Nationalsozialismus aktiv mitgewirkt, die ohne   die Beteiligung der städtischen Eliten zumindest nicht so rasch möglich gewesen wäre.   Andernorts funktionierte die Machtübernahme keineswegs so reibungslos, da sich maßgebliche Eliten dort nicht zur Verfügung stellten. "   

 

1933 huldigte Joseph Stoll in einem Bühnenstück Adolf Hitler. Er sieht seinem Volk                 " Erlösung winken " und es "muss ... und wird siegen ". SS, SA, HJ und BDM sollen nach Regieanweisung dazu das Horst-Wessel-Lied singen.                                                     Hier scheint es doch recht offensichtlich, dass er Adolf Hitler "dem größten von uns allen" verherrlicht. (Neitzel, S.40)

 

1941  -  immer noch im Stil eines Propagandaleiters  -  " zerbrach " aus Stolls Sicht            " der Briten Wahn " ... " im Kampf für Recht " :   

Joseph Stoll Gedicht

1941: Stolls Nachruf an die Gefallenen; Gutachten Sönke Neitzel, S. 37

 

Das gesamte Gutachten von Prof. Dr. Sönke Neitzel finden Sie hier:

Gutachten Joseph Stoll
  

 

Siehe auch die Seite von Frank Stoll-Berberich:

http://www.joseph-stoll.de/index.php/dunkle-schatten