Geschichtswerkstatt                   Jakob Kindinger e.V. 

                                                                

 

 Wie geht´s weiter mit den Stolpersteinen ?

 

Stolperstein Familie Oppenheimer Bensheim

Stolpersteine vor dem Haus Rodensteinstraße Nr. 106, Familie Oppenheimer (Bild vom 21.10.16 TG)

Bensheim. Mit einem einstimmigen Beschluss hatte der Magistrat der Stadt Bensheim entschieden, die Verlegung von Stolpersteinen im öffentlichen Raum zu gestatten. Mit der Umsetzung wurde der (damalige) Stadtrat Peter E. Kalb (Grüne Liste Bensheim) beauftragt. Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe beriet die Vorgehensweise.  (...)             

 Mit Unterstützung von Monica Kingreen (Fritz-Bauer-Institut Frankfurt/Main) und dem Stadtarchiv der Stadt Bensheim konnten (...)  Biografien ermordeter Bensheimer Bürgerinnen und Bürger recherchiert werden.                                

 Damit ist aber keinesfalls das Ende der Stolperstein-Aktion in Bensheim erreicht, denn es gibt noch viele weitere Namen von vermutlich ermordeten Personen, über die in den Archiven und Publikationen noch weiter recherchiert werden muss. Bei den Nachforschungen kommen nun die Fälle in den Blick, die aus verschiedenen Gründen etwas schwerer rekonstruierbar erscheinen. Dabei helfen freilich die kompetenten Hinweise aus dem städtischen Archiv sowie die zahlreichen Publikationen zum Thema.                

 Ein Beispiel für - geklärte - Widersprüchlichkeiten ist in den Erinnerungen von Hans Sternheim an seine Eltern zu lesen: "Am 25. September 1942, vier Tage nach Jaum Kippur, wurden sie (die Eltern von Hans Sternheim) mit meiner Tante Clara nach Theresienstadt deportiert. Ein städtischer Beamter aber löschte in diesen unheilvollen Tagen die bürgerliche Existenz meiner Eltern, die Jahrzehnte lang in Bensheim gewohnt hatten, vollends aus. Unter einem falschen Datum setzte er hinter ihre Namen den Vermerk 'Nach Breslau verzogen'. Meine Eltern und meine Tante trafen am 28.September 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ein. Dort erlitten den Hungertod im Jahre 1943: Klara Spanier, am 6. April, Helene Sternheim am 23. Mai und Rudolf Sternheim am 29. Mai."                              ( ... )                                    

Es wird darüber zu reden sein, in welcher Form die Verlegung von Stolpersteinen in Bensheim dokumentiert werden soll. Auf der Homepage der Stadt Bensheim oder an einer anderen Stelle könnte gezeigt werden, wo in Bensheim Stolpersteine verlegt wurden, um welche Personen es sich dabei handelt und was über diese Personen bekannt ist. Zu erwarten ist, dass eine solche Internet-Präsenz dazu führen wird, in Kontakt mit den Nachfahren der Ermordeten zu kommen. In anderen Kommunen entstand aus diesen Kontakten eine viel umfangreichere Dokumentation zu den Personen als vorher abzuschätzen war.                                                                                  

 Eine solche Internet-Dokumentation könnte dann auch in Form einer kleinen Broschüre erstellt werden. Beispiele dafür finden sich in vielen Städten, in denen es Stolperstein-Initiativen gibt.  zg                                                                                                                                                           © Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 03.08.2012